SZ 6./7. Juli 2002
Wenn der Räuber eine Marke ist


Seifhennersdorf will sich vom patentierten Namensträger bei eigenen Karasek-Aktivitäten nicht stören lassen.

Johann Karasek hinterließ bei seinem Ableben nach langer Festungshaft weder ehrenvollen Nachruhm noch Schätze. Der Oberlausitzer Räuberhauptmann avancierte allerdings inzwischen zu einer Art touristischer Leitfigur für die Stadt Seifhennersdorf. Und wurde 190 Jahre nach seinem Tod zur patentierten Marke gemacht. Das führt jetzt zu Streit, vor allem in der Grenzstadt Seifhennersdorf.

Von Angelika Hoyer

Als Mitglied der Räuberbande hielt gestern Olaf Menges Wache vor der Tür des Seifhennersdorfer Karasek-Museums. Schließlich hatten drinnen gleich zwei Karaseks, das Stadtoberhaupt und einige andere vom Räuberstreit betroffene zur Pressekonferenz geladen.

Auf dem Rathausplatz schwenkte derweil hoch zu Ross Sven Heine grüßend den Dreispitz. Jener Karasek, der sich selbst als einzig wahrer bezeichnet und verhindern öchte, dass andere aus dem Namen oder der Figur des inzwischen legendären Räubers klingende Münze machen. Sein Konterfei in Räuberuniform, dazu das Kürzle RhK und den Namen Räuberhauptmann Karasek ließ sich der Mittelherwigsdorfer in Verbindung mit einer ganzen Reihe von Produktgruppen vom Souvenir bis zum Bier, aber auch für Werbeartikel und Traditionsveranstaltungen patentieren.

Dagegen, versichern die beiden Karaseks Heiner Hascke und Hans Klecker, habe man ja auch gar nichts. „Er kann ja seine Produkte mit deinem Konterfei ruhig verkaufen, aber wir lassen uns von Heine weder die bisherigen Karasek-Aktivitäten noch unser touristisches Konzept kaputtmachen.“ Anlass für den jüngsten Ausbruch des schon drei Jahre schwelenden Streits ist für die Seifhennersdorfer ein Schreiben des „patentierten Räuberhauptmanns“ vom Mai, in dem ihnen Missbrauch des geschützten Namens in der Öffentlichkeit und bei Veranstaltungen vorgeworfen wird. Der hatte nicht nur die Stadt, Querxenland und Museum um Kontaktaufnahme zur Vermeidung weiter Differenzen ersucht, sondern während eines Feste im Querxenland auch höchstpersönlich Händler wegen Verletzung seines Markenschutzes angesprochen. Tatsächlich wurden im Querxenland an diesem Tag ein Bier namens „Karasek-Hopfen“ und Räuber-Räuchermämmchen feilgeboten. Querxenland-Geschäftsführer Schaper sieht darin weder eine Provokation noch eine Verletzung von Lizenzrechten. „Es war ein anderes Bier als das lizenzierte Turmbräu und ein anderes Etikett.“ In der Grenzstadt öchte man den Alleinvertretungsanspruch von Sven Heine nicht länger hinnehmen. „Wir haben nichts gegen Markenrechte für einzelne Produkte, aber einen Alleinvertreteranspruch erkennen wir nicht an“  sagt Bürgermeister Christoph Lommatzsch und denkt zu Klärung der Rechtslage auch an eine Klage.

Heine indes ist überzeugt mit der Marke unter anderem den Anspruch auf Auftritte als Räuberhauptmann erworben zu haben. „Wer als Karasek unterwegs sein oder gar damit Geld verdienen will, muss eine Lizenz erwerben oder es lassen“, sagt er. Dabei müsse ja nicht bares Geld fließen, auch bei einem Verkauf seiner Produkte durch andere Karaseks würde er die Erlaubnis geben. Derzeit, glaubt der junge Mann, wolle man sein Marke regelrecht kaputtmachen.

Während man in Seifhennersdorf in Heine zwar „keinen geeigneten Werbeträger sieht“, kann sich Bürgermeister Lommatzsch zumindest vorstellen, um des lieben Friedens willen „Cliams“ bei den verschiedenen Interessen rund um den Räuberhauptmann abzustecken.

Mit dem Kontrahenten wollte man bei der Pressekonferenz jedoch nicht ins Gespräch kommen, vor allem deshalb bewachte ein Hobby-Räuber die Tür. In dieser Runde war der „Markenräuber“ eine unerwünschte Figur.

Jochen Kaminsky vom Verein „Karasek und die Dörfler“, dem auch Sven Heine angehört, bot einen Vermittlungsversuch über einen Rechtsanwalt an. Niemand widersprach, und mit einer frechen Mundartschnurre über den Fleischer, der die einzig wahre Räuberwurst herzustellen glaubte, setzte Hans Klecker im Karasek-Kosmtüm den Schlusspunkt der Veranstaltung. Eine Fortsetzung der Räubergeschichte gibt es unter Umständen ganz gewiss.