Sächsische Zeitung
13.08.2004

Schinderhannes besucht Karasek
In Leutersdorf geben sich am Wochenende berüchtigte Gesellen und deren Verfolger ein buntes Stelldichein
Die Teilnehmerliste liest sich wie eine historische Kriminalstatistik. Stülpner Karl und Schinderhannes haben ihr Kommen ebenso angesagt wie die Waldräuber aus Sachsen-Anhalt und die bayerischen Hiasl. Am Wochenende treffen sich in Leutersdorf jede Menge Räuber und sorgen dafür, dass auch das Publikum auf seine Kosten kommt.

Gleich nach ihrer Hinrichtung dürfen sie am Sonnabend 16 Uhr wieder auferstehen: Denn die historische Gerichtsverhandlung, nach Aktenlage und im Beamtendeutsch damaliger Zeit dargeboten, ist nur eine der vielen Einlagen, mit den der Verein Karasek und die Dörfler das hochwohllöbliche Publikum artig zu unterhalten gedenkt. Zwei Tage geht es richtig rund auf dem Gelände der Karasekschenke beim ersten Räubertreffen: Jede Menge Militär marschiert zum Beispiel auf und produziert bei Gefechtsverhandlungen, dem Salutschießen und beim Schauexerzieren reichlich Pulverdampf. In bunten Uniformen marschieren die kursächsischen Grenadiere aus Friedersdorf neben dem Garde Grenadierregiment aus Bischofswerda. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, die Räuber zu stellen, der Gerichtsbarkeit zu übergeben. Damit dürften Sie am Wochenende alle Hände voll zu tun haben, denn es wimmelt nur so von Räubern auf dem Gelände.
Zu den Prominenten ihrer Zunft gehört der Schinderhannes und der Stülpner Karl, dazu gleich drei Karasek-Darsteller in der Rolle der Gastgeber. Angemeldet haben sich aber auch regionale Unholde, wie Schollich und Petzoldt, die 1807 in Großhennersdorf hingerichtet worden waren, oder der Räuberhauptmann Ay aus Bellwitz, dessen Leben der Scharfrichter 1808 in Dürrhennersdorf ein Ende machte.

Die Idee für das Treffen stammt von Sven Heine, einem der hiesigen Karasek-Darsteller. Sie stieß im Verein Karasek und die Dörfler und bei den Räubern auf offene Ohren. Militärhistorische Spektakel gibt es schließlich schon, ein Räubertreffen jedoch nicht, das ist etwas ganz neues. Doch eine Einmaligkeit bleibt das nicht. Schon jetzt steht fest, das im kommenden Jahr Stülpner Karl die Räuber aller Regionen ins heimische Scharfenstein einladen wird. Dann schnüren auch die Mitglieder von "Karasek und die Dörfler" ihr Ränzlein und verleben ein abenteuerliches Wochenende. Als Gastgeber ihnen dieses Wochenende kaum Zeit, all die wilden Gestalten gebührend zu bewundern. Die wiederum messen nach der Urteilsvollstreckung beim Räuberwettkampf ihre Kräfte. Mit schwerer "Beute" müssen die Räuber einen Hindernisparcours überwinden und bei einigen Stationen ihre Stärke beweisen. Mehr wollen die Gastgeber allerdings nicht verraten. Zahlreich Neugierige sollen selbst vorbeikommen.
Aus dem Programm
Sonnabend

10.00 bis 12.00 Uhr Schauspielproben und Wettkampfvorstellung, gleichzeitige Enklavenwanderung
13.00 Uhr Vorstellung der Vereine und Räuber
14.00 bis 16.00 Uhr Schauexerzieren und Gefechte, Gerichtsverhandlung und Urteilsvollstreckung.
16.00 Uhr Räuberwettkampf
18.30 Uhr Militärische Handlungen
21.00 Uhr Karasek-Theaterstück, dazwischen Lagerfeuer

Sonntag
10.00 Uhr Truppenaufmarsch, Führung durch die Enklave
13.00 Uhr Gerichtsverhandlungen, Rekrutierungen und Räuberbefreiung als Live-Spektakel
15.30 Uhr Zweiter Teil des Räuberwettkampfes
16.15 Uhr Unterhaltung mit Hans Klecker und Hans Pittmann
17.00 Uhr Siegerehrung und Lagerauflösung